Wulf Kramer
veröffentlicht am 27. Nov. 2025
5 Minuten Lesezeit
Im Gespräch erklären die beiden Gründer Robin Woll und Wulf Kramer, wie sich der öffentliche Raum gerade verändert, was sie mit ihren modularen Stadtmöbeln dazu beitragen können und warum die Stadt Kaiserslautern dafür verantwortlich ist, dass es CITY DECKS® überhaupt gibt.
Wie seid ihr auf die Idee mit CITY DECKS® gekommen?
Robin: Wulf und ich haben 2014 das Architekturbüro Yalla Yalla! gegründet. Im Zuge unserer Arbeit dort haben wir uns immer stärker mit Stadtentwicklung und der Aktivierung öffentlicher Räume auseinandergesetzt. Wir waren von Anfang an überzeugt davon, dass der öffentliche Raum ganz neu – nämlich aneignungsoffener – gedacht werden muss. Das gilt besonders unter Aspekten wie dem Klimawandel oder der Mobilitätswende.
Warum habt ihr euch dann auf Stadtmöbel spezialisiert?
Robin: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es vielen Städte und Kommunen schwerfällt, wirklich ins Machen zu kommen, weil die Instrumente dazu fehlen und alles erst von langer Hand geplant werden muss. Wir wollten den Kommunen etwas an die Hand geben, mit dem sie loslegen und Dinge ausprobieren können, nach dem Motto: Wir haben hier eine fertige Lösung, die euch nicht viel Geld und Aufwand kostet, die ihr euch selbst zusammenwürfeln und von heute auf morgen auf die Straße bringen könnt – ohne lange Planungen und mit einem hohen gestalterischen Anspruch.
Euer erstes Stadtmöbel-Projekt war ein Parklet?
Wulf: Genau, das war 2018. Eigentlich begann der Prozess schon 2017 mit ersten Konzepten und Designstudien. Anfang 2018 hatten wir das erste Design und bald darauf starteten wir mit dem Namen CITY DECKS® und einer Website. Die Stadt Kaiserslautern wurde darauf aufmerksam und war unser erster Kunde. Sie haben drei Module von AUSGEPARKT bestellt – das war Ende 2019.
Und dann habt ihr CITY DECKS® als eigenständiges Unternehmen gegründet?
Wulf: Ja, 2020 haben wir die GmbH gegründet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir CITY DECKS® immer nur als ein Projekt von Yalla Yalla! betrachtet. Als dann aber der Auftrag aus Kaiserslautern kam und wir zeitgleich mit dem „Ideenstark“-Preis vom Land Baden-Württemberg ausgezeichnet wurden, hatten wir das Gefühl, dass das mehr werden muss als nur ein Projekt.
Und dann kam Corona …
Robin: Zunächst war es wirtschaftlich schwierig, da sich Städte auf die Pandemie konzentrierten. Aber langfristig hat die Krise das Denken über öffentliche Räume verändert. Menschen wollten sich draußen treffen, und das hat Diskussionen über Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raums verstärkt. Es gab viele Förderprogramme und neue Ansätze wie temporäre Pop-up-Radwege, die diesen Wandel beschleunigt haben.
Wulf: Und es gab noch eine weitere Hürde: In vielen Städten war die Genehmigung von Parklets zunächst schwierig, weil die Ordnungsämter gesagt haben, dass es eigentlich nicht geht, Stadtmöbel auf Parkplätzen aufzustellen.
Hat sich die Wahrnehmung des öffentlichen Raums seitdem verändert?
Robin: Definitiv. Städte denken heute viel mehr über Lebensqualität nach – von Sitzmöglichkeiten über Begrünung bis hin zu hitzeresistenten Konzepten. Sie haben erkannt, dass mehr Außenräume mit höherer Aufenthaltsqualität wichtig sind, denn gerade in innerstädtischen Quartieren haben nicht alle einen Balkon oder einen Garten. Außerdem denken die Kommunen verstärkt über Mobilität und Flächenverteilung nach. Und auch der Einzelhandel hat inzwischen erkannt: Wenn die Menschen in die Stadt gehen, dann wollen sie nicht nur einkaufen, sondern ein Erlebnis haben. Das bietet ihnen der Onlineshop nämlich nicht. Temporäre Lösungen wie unsere Module passen gut zu diesen neuen Ansätzen.
Was unterscheidet eure Möbel von herkömmlichen Stadtmöbeln?
Wulf: Unsere Module lassen sich flexibel kombinieren und mit wenig Aufwand bewegen. Sie sind vandalismussicher, benötigen keine Tiefbauarbeiten und sind trotzdem standsicher. Außerdem legen wir großen Wert auf Design, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit.
Was waren die größten Meilensteine in eurer Entwicklung?
Wulf: Der erste Meilenstein war wie gesagt Kaiserslautern. Ein weiterer wichtiger Moment war Ende 2020, als wir durch eine Ausschreibung in NRW unseren ersten Großauftrag erhielten. Das war der Beweis, dass unsere Idee Potenzial hat. Allerdings hatten wir 2021 eine Durststrecke, als wir unser Umsatzziel deutlich verfehlt haben. Wir hatten zwar viele Anfragen, aber alle haben gesagt, wir bestellen im Jahr 2022. Das Jahr hat dann eher mau begonnen, bis im April dann eine große Welle auf uns zukam. Da ist uns klar geworden, dass wir das Geschäft so betreiben können und dass es Substanz hat. Mitte 2022 sind wir in eine größere Werkstatt nach Mannheim-Käfertal umgezogen und haben uns weiter professionalisiert. Ab diesem Zeitpunkt haben wir unsere Erwartungen immer übertroffen.
Was sind eure Ziele für die Zukunft?
Robin: Wir möchten uns stärker auf Begrünung konzentrieren und pflegearme Lösungen für Städte anbieten. Außerdem haben wir neue Zielgruppen im Blick. Neben Kommunen wollen wir auch Unternehmen und Bildungseinrichtungen – Stichwort: Campus – von unseren Konzepten überzeugen. Zudem wollen wir das Mietgeschäft ausbauen und unseren Service weiter verbessern. Und schließlich bringen wir in diesem Jahr unser Refurbishment-Programm an den Start. Unsere Kunden können künftig gebrauchte und von uns wiederaufbereitete CITY DECKS®-Produkte zu günstigen Konditionen kaufen – ein weiteres starkes Zeichen in Sachen Nachhaltigkeit.
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Thomas Uebel

